Einfach mal Volleyballtrainings beobachten, ohne sie vorher zu planen und Spielerinnen zu korrigieren oder Volleyballmatches als Fan zu schauen statt mit dem Trainerauge – für Felix Koslowski jahrelang undenkbar. Parallel zu seinen Vereinstätigkeiten war er viele Jahre auch als Co-Trainer und späterer Nationaltrainer für die Deutsche Frauen-Nationalmannschaft aktiv. Diese Doppelfunktion ließ ihm nie Zeit dafür. „Ich hatte eine riesige Vorfreude, einigen Kollegen wie Charles „Karch“ Kiraly (Nationaltrainer der Frauen der USA) oder José Roberto Guimarães (Nationaltrainer der Frauen aus Brasilien), die man jahrelang kennt, nicht nur auf dem Feld gegenüberzustehen, sondern auch mal die Chance zu haben, hinter die Kulissen zu schauen. Wie sie spielen, weiß ich ja schon, aber wie trainieren sie? Es war extrem schön und lehrreich, diese andere Perspektive einzunehmen, mit den Leuten in den Austausch zu kommen und über bestimmte Dinge zu diskutieren, die sich gerade in der Volleyballwelt entwickeln“, sagt der 38-Jährige.
Dazu reiste der Chefcoach der Schweriner mit seinem Co-Trainer Paul Sens in die USA. Die beiden beobachteten viele Parallelen in der Trainingsform, im Auftreten der Coaches, in der Interaktion und Kommunikation der Trainer mit den Spielerinnen. „Der eine korrigiert unglaublich viel im Training, der andere lässt viel laufen und geht dann in der Nachbesprechung auf das meiste ein. Danach hinterfragt man sich, wie mache ich das eigentlich?“, sagt Koslowski, der auch mit den anderen Coaches über Volleyballtaktiken und -spielformen philosophierte. Die positiven Impulse möchte er mit nach Schwerin nehmen, „um weiter innovativ zu sein“. Darüber hinaus knüpften die Schweriner wertvolle Kontakte zum College NCAA. In den USA ist das Konstrukt mit dem College-Volleyball sehr groß. Viele Athletinnen genießen dort ihre Volleyballausbildung und wagen im Anschluss den Schritt in die Topligen weltweit.
Doch nicht nur anderen Trainern wurde über die Schulter geschaut. Auch die eigenen Spielerinnen konnten Koslowski und Sens bei der Nationalmannschaft von der Tribüne aus beobachten, da dort die Nations League stattfand. „Normalerweise beobachte ich meine Spielerinnen vom Spielfeldrand und bin eher emotional. Diesmal konnte ich als Fan mit dabei sein, alles sachlich, analytisch, emotional distanzierter und Dinge bewusster wahrnehmen“, sagt der langjährige Cheftrainer des SSC Palmberg Schwerin. Dies soll nicht das letzte Mal gewesen sein. In Zukunft möchte Felix Koslowski weitere solcher Reisen tätigen, um zu hospitieren, Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, sowie Matches auch mal als Fan sehen zu können.