Dass man nur knapp eine Woche nach der Niederlage gegen die Stuttgarterinnen mit gedrosselten Erwartungen zum Auswärtsspiel nach Dresden reist, war SSC-Coach Felix Koslowski schon vor dem Ost-Klassiker am Mittwochabend bewusst: „Dresden steht voll im Saft und ist superheiß, uns zu schlagen,“ so Koslowski vor dem Spiel. Und er sollte Recht behalten. Der letzte Sieg der Dresdnerinnen über den SSC datiert auf das Jahr 2017 zurück und während der SSC Palmberg nach der ungeplanten Pause im Dezember weiter auf der Suche nach Selbstvertrauen und dem Spielrhythmus ist, brannte das Team von DSC-Coach Alexander Waibl auf Revanche. Schließlich stahl der Rekordmeister aus Schwerin in dieser Spielzeit mit dem Gewinn des Supercups und dem Erfolg im Pokalhalbfinale bereits gleich zwei Titelträume der ambitionierten Dresdnerinnen. Doch die Vorzeichen vor diesem Duell waren andere, der Mannschaft um Ex-Schwerinerin Jennifer Janiska gelang am Mittwoch in eigener Halle alles und der SSC unterlag dem Gastgeber deutlich mit 3:0.
Mit 6 Siegen in Folge beginnt der Gastgeber aus Sachsen den 1. Satz selbstbewusst und geht von Beginn an in Führung. Eingespielt und mit der genesenen Kapitänin Lena Stigrot an Bord, geht Dresden hohes Risiko im Aufschlag, dem die Schweriner Annahme zu Beginn kaum standhalten kann. Das Team um Greta Szakmary bekommt den Ball selten im ersten Versuch auf den Boden, das ein ums andere Mal kratzt DSC Libera Lenka Dürr die Angriffe in letzter Sekunde aus dem Feld und der DSC kann sich mit 11:6 deutlich absetzen. Nach der ersten taktischen Auszeit von Felix Koslowski bringen ein Ass von Lauren Barfield und ein guter Angriff von Lina Alsmeier, die mit 8 Punkten heute Top-Scorerin auf Seiten des SSC werden sollte, den Norddeutschen den 13:10 Anschluss. Der DSC kann sich anschließend erneut davonstehlen, auch weil Jenny Janiska den Schweriner Block zum Satzende regelmäßig anschlägt, Lenka Dürr ihre Hand unter nahezu jeden Angriff der Schwerinerinnen kriegt und eine teilweise sehr wacklige Annahme des SSC, wie schon im Stuttgart Spiel, einen kontrollierten Spielaufbau schwer macht. Die Dresdnerinnen entscheiden Durchgang 1 mit 25:16 deutlich für sich.
Der zweite Satz startet ausgeglichen und Taylor Agost, in diesem Satz von Beginn an auf der Diagonalposition und später MVP der Gäste, beschert dem SSC mit effektiven Angriffen am Netz und aus dem Hinterfeld eine kleine Führung zum Satzbeginn. Bis zur Satzmitte ist das Spiel ausgeglichen, man merkt den Schwerinerinnen das wiedergewonnene Selbstbewusstsein an und der SSC übernimmt nach 3 Punkten in Folge mit 17:18 erneut die Führung. Bei stabiler Annahme können die Schwerinerinnen in dieser Phase des Satzes variabel spielen und kämpfen sich trotz 1:0 Satzrückstand tapfer in die Partie zurück. Die zum Aufschlag eingewechselte Emma Cyris bringt Dresden in der Crunchtime wieder heran und Camilla Weitzel, mit insgesamt 14 Punkten erfolgreichste Angreiferin der Partie, verschafft Dresden den 2. Satzgewinn mit 25:22.
Der SSC, in Satz 2 scheinbar auf Augenhöhe mit dem Gastgeber angekommen, startet gut in Durchgang drei, Marie Schölzel punktet mit einem Einbeiner zum 4:4 Zwischenstand und beschert wenige Zeit später mit einem Ass den 8:7 Anschluss für den aktuellen Supercup-Sieger und Pokalfinalisten aus Mecklenburg. Mit einem überraschenden 2. Ball leitet die Dresdner Zuspielerin Jenna Gray dann allerdings den Vormarsch der Gastgeber ein, die zur Satzmitte durch die erfahrene Jenny Janiska mit 16:10 in Führung gehen können. Die Schwerinerinnen, denen die fehlende Wettkampfpraxis und Unsicherheit in der Annahme in dieser Phase des Spiels wieder deutlicher anzumerken ist, finden kein Mittel, um den Anschluss zu wahren und da Dresden den Druck konstant hochhält, scheint der Wille der Damen in blau gebrochen. Auch die Einwechslungen von Romy Jatzko, Nicole Oude Luttikhuis und Lea Ambrosius zur Satzmitte können nicht unmittelbar Wirkung zeigen. Mit einem 12-Punkte Vorsprung kann der Gastgeber von der Elbe diesen Satz und somit das Spiel für sich entscheiden.
Der Dresdner SC zeigte sich an diesem Abend kämpferisch, mutig im Aufschlag und effektiv in Annahme und Angriff. Dem hatte das Team von Felix Koslowski ausschließlich im zweiten Satz etwas entgegenzusetzen – doch viel Zeit, um an den Schwachstellen zu arbeiten bleibt nicht. Durch die Straffung des Spielplans nach den zahlreichen Spielverlegungen warten erneut englische Wochen auf den Deutschen Rekordmeister. Am Samstag empfängt man die Ladies in Black aus Aachen, am Mittwoch die Roten Raben Vilsbiburg in der heimischen PALMBERG ARENA, in der Woche darauf folgt mit dem Champions League Turnier in eigener Halle das Jahreshighlight. Bis dahin werden Spielerinnen und Trainerteam weiter daran arbeiten, das Level und die Qualität, die die Mannschaft vor der langen Zwangspause hatte, schnell wieder zu erreichen.