Wenn sich Schwerins Volleyballerinnen auf Auswärtsfahrt begeben, dann teilen sich im Hotel stets zwei ein Zimmer. In diesem Fall, könnten sie unterschiedlicher kaum sein – und doch harmonieren sie perfekt: Marie Hänle, die junge, ehrgeizige deutsche Diagonalangreiferin, und Pimpichaya „Beem“ Kokram, der Superstar aus Thailand. Was als spontane Zimmerpartnerschaft begann, ist längst zu einer verschworenen Gemeinschaft auf und neben dem Spielfeld geworden.
„Eigentlich hat unser Scout Olaf das entschieden“, lacht Marie über die zufällige Zimmerverteilung beim ersten Trip. Beem ergänzt augenzwinkernd: „Ich kam neu hierher und Marie sagte einfach: Du bist jetzt meine Zimmerpartnerin.“ — der Beginn einer sportlichen Freundschaft, die in den Playoffs zur Schweriner Geheimwaffe werden könnte. Im Hotel haben die beiden keine komplizierten Rituale: Erstmal schnell das Gepäck abladen, dann möglichst fix zum Abendessen. Danach ist „Me-Time“ angesagt: Handy raus, TikTok swipen, ein bisschen relaxen. Marie und Beem sind keine, die sich stressen lassen: „Wir sind beide eher entspannt“, geben sie lachend zu.
Für die langen Busfahrten haben sie immer ein kleines Snack-Arsenal dabei. Gummibärchen und Nüsse bei Marie, bei Beem sind es typisch thailändische Reiscracker — die sie zur Freude beider auch im deutschen Supermarkt entdeckt hat. Musik gibt es selten, stattdessen setzen die beiden lieber auf schnelle Power-Naps: „Es dauert keine zehn Minuten, dann sind wir fertig mit dem Stylen“, erzählen sie. Schlafen, Snack, Makeup, los geht’s. Sportlich sind sie beide auf Angriff programmiert. Beem, eigentlich Außenangreiferin im Club, aber Diagonalangreiferin in der thailändischen Nationalmannschaft, liebt ihre Rolle als Punktelieferantin: „Jeder Ball ist eine Chance. Du kannst Punkte machen – das ist das Beste!“ Marie nickt: Auch sie schätzt an ihrer Position, dass sie die Spiele maßgeblich beeinflussen kann. „Klar, manchmal kannst du bei schlechter Annahme nur zuschauen – aber meistens heißt es: Angreifen,“ schmunzelt die junge Deutsche.
Doch es sind nicht nur die harten Angriffe, die sie auszeichnen. Beide bringen etwas mit, das in Drucksituationen unbezahlbar ist: Positivität. „Beem gibt immer Energie, egal ob Fehler passieren oder nicht“, sagt Marie bewundernd. Beem kontert charmant: „Marie bleibt auch immer positiv, auch in schwierigen Situationen hilft sie dem Team.“ Haben die beiden ein sportliches Vorbild? Für Beem überraschend: kein Volleyballer, sondern Baseball-Superstar Shohei Ohtani, der auf zwei Positionen glänzt – „so wie ich hier“, sagt sie lachend. Marie hingegen hat kein konkretes Idol, dafür eine klare Inspiration im Team: Beems positive Energie. „Sie ist immer gut drauf, bringt uns immer nach vorne, auch wenn es mal nicht läuft.“
Und wie gehen sie mit dem Druck in den entscheidenden Phasen um? Für beide ist klar: Tief durchatmen, sich auf den Moment fokussieren – und einfach weiterspielen. „Nicht zu viel nachdenken“, beschreibt Beem ihre Strategie. Beim SSC Palmberg haben sie große Ziele: Schwerin will den Titel – und sie wollen ihn auch. „Wir haben dieses Jahr ein richtig gutes Team“, schwärmt Marie. „Jeder hilft jedem, wir sind füreinander da.“ Anders als in der letzten Saison, als die Playoffs gegen Stuttgart noch ein Nervenspiel über fünf Partien waren, spüren sie diesmal: „Wir wissen jetzt, dass wir jeden schlagen können.“
Für Beem ist die Saison auch eine Reise in eine neue Welt. „Ich wollte immer in Europa spielen“, erklärt sie. „Ich will lernen, wie Volleyball hier gespielt wird – und auch, wie die Kultur in anderen Ländern ist.“ Und Marie? Sie träumt davon, eines Tages in Italien aufzulaufen: „Ich liebe das Essen, das Wetter, die Lockerheit der Leute. Und natürlich ist die Liga dort sehr stark.“ Bis dahin liegt der Fokus aber auf dem Hier und Jetzt – auf den Playoffs, auf Schwerin, auf dem gemeinsamen Traum vom Titel. Wenn es darauf ankommt, weiß Schwerin, dass auf die Roommates Verlass ist.